Wettbewerb: Schneverdinger feiern Landessieg in Hannover
SCHNEVERDINGEN (mk). „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“: Als die Anspannug abgefallen und der Applaus der mehr als 100 Gäste im „Kulturzentrum Pavillon“ in Hannover am vergangenen Montag verklungen war, raunten sich einige Schüler der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Schneverdingen beim Frischeluftschnappen vor dem Eingang den berühmten Fußball-Pokalspiel-Fangesang zu. Die KGS Schneverdingen hat es tatsächlich geschafft: Sie hat den Wettbewerb „Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen“ auf Landesebene gewonnen und darf sich nun „stärkste Schule“ Niedersachsens nennen. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis überreichte Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) vorgestern in der Landes- hauptstadt. Zu der Feier war eine größere Delegation der KGS mit dem Bus angereist. Auch Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens und Landrat Manfred Ostermann ließen es sich nicht nehmen, der Schule vor Ort die Daumen zu drücken. Diese hat sich mit dem 1. Platz nun für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Der Bundespreis wird am 18. Mai in Berlin überreicht.
Ausrichter des Wettbewerbes, in dem alle zwei Jahre Schulen ausgezeichnet werden, „die sich in herausragender Weise für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen und deren Ausbildungsreife fördern“, ist die gemeinnützige Hertie-Stiftung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und der Deutsche-Bank-Stiftung. Für die KGS Schneverdingen ist die Teilnahme kein Neuland. Vor sechs Jahren war sie erstmals ins Rennen gegangen, landete damals aber noch unter „ferner liefen“. Beim zweiten Versuch belegte die Kooperative Gesamtschule aus der Heideblütenstadt den hervorragenden 2. Platz. Und nun – aller guten Dinge sind drei – hat es sehr zur Freude des Schulleiters Mani Taghi-Khani, des Kollegiums und der Schülerschaft geklappt. Der Landessieg ist unter Dach und Fach. Wie von Jurymitgliedern am Rande der Preisverleihung zu hören war, hatte die KGS mit großem Abstand zur zweit- und zur drittplazierten Schule gewonnen.
Die Konkurrenz war groß: Am aktuellen Landeswettbewerb hatten sich 57 Schulen beteiligt. Die Jury, die sich aus Vertretern der Wettbewerbspartner sowie weiteren Experten aus Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammensetzt, hatte zunächst die Bewerbungen der Schulen gesichtet und bewertet. Die Lehranstalten, die in die engere Auswahl kamen, wurden einer genaueren Prüfung unterzogen. Einen ganzen Tag lang nahmen Juryvertreter die jeweilige Schule genauestens unter die Lupe, löcherten Schulleitung, Lehrkräfte, Schüler und Sozialarbeiter mit Fragen und ließen sich Konzepte und Angebote detailliert erläutern. Ihre Erkenntnisse werteten die Fachleute dann mit Hilfe eines Kriterienkataloges aus, um so die Sieger zu ermitteln.
Wer in Niedersachsen das Rennen gemacht hat, das ließen die Wettbewerbsveranstalter im Vorfeld nicht durchsickern. Und so machte es Moderator Martin Hoffmann spannend und begann die Verkündung der Preisträger mit dem Zehntplazierten. Zuvor allerdings betrat Kultusministerin Heiligenstadt die Bühne, um das Füllhorn des Lobes über die beteiligten Schulen auszugießen: „Die prämierten Schulen gestalten ihre pädagogische Arbeit so, dass alle Jugendlichen ihren Stärken entsprechend gefördert werden. Sie sind nicht nur Lern-, sondern auch Lebensorte“, so die Ministerin. Die Preisträger gäben ihren Schülern mit den Angeboten im Bereich der Berufsorientierung „ein gutes Rüstzeug mit, um später in der Ausbildung und am Arbeitsmarkt bestehen zu können.“ Dies sei gerade mit Blick auf den demographischen Wandel und Fachkräftemangel besonders wichtig: „Die ausgezeichneten Schulen leisten hier hervorragende Arbeit.“
Dann wurde es spannend. Als die Plätze zehn bis vier vergeben waren und der Name „KGS Schneverdingen“ noch immer nicht gefallen war, hielten die Heidjer den Atem an. Auf Rang drei landete schließlich die Realschule Wallenhorst, auf dem zweiten Platz die Christian-Hülsmeyer-Schule in Barnstorf – großer Jubel im Schneverdinger Lager. Die KGS ist „stärkste Schule“ Niedersachsens.
Die KGS Schneverdingen hatte die Jury insbesondere durch ihre besonderen Erfolge beim Übergang ihrer Schülerinnen und Schüler in die duale Berufsausbildung, die schulische Ausbildung oder die gymnasiale Oberstufe überzeugt („JOBwärts“, A(ZU)BIwärts, „UNIwärts“). Dies hob Bärbel Höltzen-Schoh von der Bun- desagentur für Arbeit in ihrer Laudatio für „die stärkste der starken Schulen in Niedersachsen“ hervor. Für Schüler sei es schwer, den richtigen Beruf für sich zu finden. „Das hat etwas von Pfadfinderdasein – man findet nicht sofort den richtigen Weg.“ Hier biete die KGS mit ihren schuleigenen Programmen zur Berufsorientierung konsequent Unterstützung. Beeindruckend sei, dass die KGS hier mit rund 150 Betrieben und Unternehmen zusammenarbeite. Hervorzuheben sei auch die Schülerfirma mit ihren zehn Abteilungen, zudem übernähmen Neuntklässler Patenschaften für jüngere Schüler und Flüchtlinge. „Die Schule macht sehr, sehr viel – und das sehr erfolgreich“, unterstrich die Laudatorin.
Nach der Preisvergabe an die drei Erstplazierten hatten Jugendliche dieser Schulen die Möglichkeit, ihre „starke Schule“ jeweils kurz vorzustellen. Für die KGS übernahmen diese Aufgabe Sean Wiebusch, Marc-Antonio Göttsche, Eike Dammann, Sammy Fansa und Zoe-Kimberly Schiller – und machten ihre Sache sehr gut. Das lobte auf der Rückfahrt auch ein sichtlich zufriedener Schulleiter: „Es war toll, wie unsere Schüler ihre Schule auf der Bühne präsentiert haben. Das war richtig gut. ‚Starke Schule‘ – schön und gut. Ganz wichtig sind aber starke Schüler“, so Taghi-Khani. Und weiter: „Das Zusammenspiel von Schülern, Eltern und Kollegium ist phantastisch. Wir haben ein gutes Miteinander – und das ist bei einer derart großen Schule nicht selbstverständlich.“
„Wir können stolz auf diesen Erfolg sein“, meinte Schülersprecherin Jennifer Krause. Die Berufsorientierungsprogramme inklusive der Vorbereitungskurse auf E10 seien bemerkenswert: „Die Schüler werden gut vorbereitet und nicht ins kalte Wasser geworfen.“
„Ich bin als Bürgermeisterin unglaublich stolz auf den Erfolg der KGS“, hob Meike Moog-Steffens beim Empfang nach der Preisverleihung hervor. Wegen ihrer Projekte wie „JOBwärts“ habe die Schule verdient gewonnen. Die Zusammenarbeit mit den Betrieben bei den Praktika funktioniere sehr gut, Landkreis und Stadtrat unterstützten das Ganze: „Das geht nur, weil alle an einem Strang ziehen.“ Ähnlich äußerte sich Landrat Manfred Ostermann: Im Jahr 2013 habe die KGS Schwarmstedt den Landespreis gewonnen, nun die KGS Schneverdingen. „Der Landkreis als Schulträger ist stolz, dass wir mit unseren Schulen so gut dastehen. Wir sind auf einem guten Weg.“ Die KGS Schneverdingen habe sich in ihrem Bemühen um zusätzliche Anrechnungsstunden für die Berufsorientierungsprojekte nie entmutigen lassen. „Das ist immer noch schwierig. Aber wir sind hier in guten Gesprächen“, erklärte der Landrat.
Nun will die KGS Schneverdingen auch auf Bundesebene glänzen. Die Bundesjury hat ihren Besuch für den 15. März angekündigt. Und im Mai heißt es dann für Schüler und Lehrer: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“
Quelle (Text): heide-kurier vom 22.02.2017
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